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Umweltschutz in den Weinbergen
Das Weingut 1616 Pfaffmann darf sich „Partnerbetrieb Naturschutz“ nennen, weil es freiwillig in Flora und Fauna investiert.
Weinbauern und andere landwirtschaftliche Unternehmen in Rheinland-Pfalz erhalten auf Wunsch eine individuelle Naturschutzberatung. „Im Rahmen des Programms ‚Partnerbetrieb Naturschutz‘ loten spezialisierte Berater im Auftrag des Landes zusammen mit den Betrieben aus, wie sie auf ihrem Anbaugebiet Positives für die Natur bewirken können und die Maßnahmen störungsfrei in ihren Betriebsablauf integrieren“, sagt Pascal Paulen vom „Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum“. Nach der ersten Beratung werden die angestrebten Umwelt-Aktionen in einem Leitbild festgehalten.
Im Leitbild von 1616 Pfaffmann stehen unter anderem Bienenweiden: Auf zwei Hektar Sonderflächen wird die Grasnarbe mit Saatmischungen begrünt, die einen hohen Anteil an Blütenpflanzen enthalten. „Kleininsekten fliegen gezielt dorthin, das lockt wiederum Eidechsen an“, sagt Umweltingenieur Pascal Paulen. Da Eidechsen sonnige Südhänge mögen, leben sie gerne in Weinbergen. Aufgeheizte Trockenmauern sind dabei ihr bevorzugter Aufenthaltsort. Weil diese aber in der flacheren Südpfalz nicht allzu oft vorkommen, hat die Familie Pfaffmann zwei Bruchstein-Haufen als Eidechsen-Hotspots aufgeschüttet.
Eine Kommission aus Naturschutzexperten entscheidet, ob die Maßnahmen zum Naturraum passen. Dann können Landwirte
eine Anerkennung als „Partnerbetrieb Naturschutz“ beantragen und bekommen feierlich eine Urkunde aus der Hand des Staats-
sekretärs verliehen. Die Umsetzung der Pläne im Betrieb passiert freiwillig. Dennoch kommen die Berater jedes Jahr auf den Hof zurück, um zu sehen, wie das Naturschutzkonzept umgesetzt wurde und ob es neue Ideen gibt. 63 Winzer tragen bisher das Gütesiegel „Partnerbetrieb Naturschutz“, das Weingut Pfaffmann gehört seit 2016 dazu.
Rund um den Pfaffmann-Hof hängen Nistkästen, die Meisen und Hausrotschwänzen als Schutzraum vor Raubgreifern dienen. Zwei Storchennester und Bienenhotels bereichern die Tierwelt rund um das Weingut zusätzlich. „Wir haben auch Lebenstürme gebaut, das sind Refugien für Vögel und Kriechtiere aus totem Holz“, erzählt Winzer Gustav Pfaffmann, dem das Thema am Herzen liegt.
Und wer sich über die Rebholzhaufen in seinen Weinbergen wundert: Das Gestrüpp der zurückgeschnittenen Rebpflanzen wird neuerdings nicht mehr entsorgt, sondern dient Igeln und Kriechtieren als neues Zuhause.
Viel Glück unter dem Pfaffmann-Hufeisen
Reitermädchen wissen Bescheid: Das Hufeisen muss mit der Öffnung nach oben aufgehängt werden, damit das Glück nicht herausfällt!
Im Mittelalter war man da allerdings ganz anderer Meinung – nach oben zeigende Enden eines Hufeisens erinnerten an Teufelshörner, sie könnten nur umgekehrt das Haus beschützen, da Böses nicht unter Eisenbögen hindurchkomme, glaubte man. Seit vielen Hundert Jahren ranken sich zahlreiche Mythen um die metallischen Pferdeschuhe, die sich zum Teil widersprechen.
Wertvoll waren Hufeisen früher allein schon wegen des Materials, außerdem machten sie starke Pferde noch robuster und konnten so Grenzen überwinden, Kriege gewinnen und wertvolle Güter transportieren. Deshalb stehen Hufeisen noch heute als Symbol für Glück und Erfolg.
Das Pfaffmann-Hufeisen stammt aus dem alten Wappen an unserem Torbogen und zeigt mit der offenen Seite nach unten, um jede Menge Glück über unseren Hof und seine Gäste auszuschütten.
Natürlicher Wuchs für robuste Reben
Der Minimalschnitt als interessante Weinbau-Alternative
Im Unterschied zur klassischen Reberziehung, bei der die Pflanzen gebogen, geheftet und mehrmals pro Jahr geschnitten werden, bleibt beim Minimalschnitt das Altholz im Winter stehen. Im Sommer wird der natürliche Wuchs nur maschinell leicht gekürzt, die Beeren wachsen über diegesamte Laubwand verteilt, statt nur im unteren Teil. „Durch die breitere Traubenzone wird die Pflanze weniger empfindlich gegen Maifröste“, erklärt Gustav Pfaffmann vom Weingut 1616 Pfaffmann. „Auch Hagelstürme machen ihr nichts mehr aus und gehen einfach durch sie hindurch, während bei der herkömmlichen Anbauweise alles abreißt.“
Der Minimalschnitt spart daher Kosten bei der Hagelversicherung und erfordert jährlich nur 80 Arbeitsstunden pro Hektar – bei herkömmlicher Bewirtschaftung sind es 200 Stunden. Das Weingut 1616 Pfaffmann bewirtschaftet bisher 30 Prozent seiner Anbaufläche mit Minimalschnitt. „Wegen der vielen Triebe wachsen die Trauben langsamer, fallen kleiner aus und bekommen eine dickere Haut. Das macht sie widerstandsfähig gegen Pilzkrankheiten und schädliche Fliegen“, weiß Gustav Pfaffmann. Deshalb eignet sich der Minimalschnitt optimal für einen pestizidfreien Weinbau.
Sie wollte immer nur Wein machen
Wie Emma Pfaffmann, die Mutter des heutigen Chefs, eines der größten deutschen Bio-Weingüter geprägt hat.
„Weingut Bierle“ wäre ein origineller Namen für einen Winzerbetrieb gewesen. Aber die Zeiten waren andere, als Emma Bierle 1923 geboren wurde. So bekam die Landwirtschaft des Vaters irgendwann nach ihrer Heirat den Namen ihres Mannes: Heinz Pfaffmann. Dennoch formte die resolute Mutter des heutigen Inhabers Gustav Pfaffmann
den Betrieb nach ihren Vorstellungen und stellte die Weichen dafür, dass aus dem Familienbesitz später einer der größeren Bioland-Weinbauern werden konnte. „Sie war eine Dirigentin und wusste genau, was sie will“, erinnert sich Sohn Gustav. Und das war: aus dem geerbten Obst- und Getreideanbau mit angeschlossener Viehzucht einen reinen Winzerhof machen.
Schon ihr Vater hatte sich zeitweise auf Wein spezialisiert, doch die politischen Umstände ließen ihn zunächst zur Landwirtschaft zurückkehren. „Meiner Mutter war das nie recht, sie wollte immer nur Wein machen“, sagt Gustav Pfaffmann. Mit enormer Energie kurbelte Emma Pfaffmann deshalb nach dem Zweiten Weltkrieg den Direktvertrieb des eigenen Rebsaftes an. „Sie hat nächtelang Briefe geschrieben und die im ganzen Land verstreut lebenden Verwandten informiert, dass es bei uns Wein zu kaufen gibt. Mit Metallträgern voller Flaschen ging sie bei den Landauer Geschäftsleuten regelrecht hausieren, die Kameraden meines Vaters wurden als Zwischenhändler eingespannt.“
Während eines Kuraufenthalts mit ihrem Mann fädelte sie dann aus der Ferne den Coup ein: Verkauf der Kühe und Abriss der Ställe. „Als unsere Eltern nach Hause kamen, war alles platt und der Vater glatt wieder kurreif“, lacht Gustav Pfaffmann, der die mutigen Schachzüge seiner Mutter stets für richtig hielt.
Sein Vater war ein eher risikoscheuer Mensch, die Mutter dagegen sprühte vor Ideen und Gestaltungswillen. Wenn ein Betrieb in der Umgebung verkauft wurde, schickte sie ihren Heinz zur Versteigerung, denn als Frau mitzubieten war damals verpönt. Doch Emma hatte die Finanzen der Familie im Griff und rügte den Gatten, wenn er nur einen Hektar Land gekauft hatte, obwohl zwei möglich gewesen wären.
Die zukunftsorientierte Mutter sah früh die Notwendigkeit zur Expansion, als etliche Pfälzer Weingüter wegen mangelnder Größe aufgeben mussten. Deshalb setzte sie durch, dass in den 70er-Jahren der Keller immer weiter ausgebaut wurde. Heute ragt er zwei Stockwerke tief in den Boden des Weinguts hinein. „Als der Architekt zweifelte, ob die Decken halten, ist meine Mutter das Risiko eingegangen, während mein Vater lieber auf Nummer sicher gehen wollte. Das war immer der Zwist zwischen meinen Eltern, aber die beiden waren trotzdem ein Herz und eine Seele. Mein Vater war ein unheimlicher Schaffer und hat auch uns Söhnen den Rücken frei gehalten, sodass wir uns um Verkauf und Präsentation kümmern konnten“, blickt Gustav Pfaffmann zurück.
Während sein Bruder in ein Weingut bei Bad Dürkheim eingeheiratet hat, vergrößerte er den elterlichen Betrieb zu seiner heutigen Größe von 160 Hektar. „In den Augen meines Vaters habe ich zu groß dimensioniert gebaut und Maschinen gekauft und diese Schritte auch noch in Windeseile gemacht. Aber meine Mutter hat mich immer verteidigt.“ Noch mit 90 Jahren las Emma Pfaffmann Bibel und Zeitung, stand sogar ab und an im Weinberg. „Sie hat bis ins hohe Alter mitgefiebert, kam vorbei, wenn Kunden da waren, die sie noch von früher kannte, und fragte: ‚Ach, sind Sie auch mal wieder da?‘“