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Weinverschluss: Schrauben statt ziehen
Über Jahrhunderte war der Fall klar: Auf eine gute Flasche Wein gehört ein Korken. Doch das Bild hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt, viele Weine werden mittlerweile mit einem Schraubverschluss verschlossen. Und das hat nicht nur mit einem alten Feind der Korkindustrie zu tun.
Der „Korkschmecker“ ist ein Fehlton, der meist vom Korken kommt und dem Wein einen muffigen Geschmack gibt. Er war ausschlaggebend dafür, dass Winzer und Oenologen nach einer Alternative zum Korken suchten. Hinzu kommt, dass es immer schwieriger und teurer wurde, hochwertigen Kork zu bekommen, der aus der Rinde von Korkeichen aus dem Mittelmeerraum hergestellt wird. Ende der 1990er-Jahre liefen in Australien und Neuseeland daher ausgiebige Versuchsreihen mit Schraubverschlüssen. Diese waren so erfolgreich, dass selbst Spitzenweine aus „Down under“ mittlerweile mit diesem Verschluss auf den Markt kommen. Dagegen setzen andere Weinbaunationen wie Frankreich und Spanien weiter stark auf den Korken.
Und wie sieht es in Deutschland aus? Bei uns hat sich der Schraubverschluss mehr und mehr durchgesetzt. Selbst Spitzenweine lassen sich oft im Handumdrehen und ohne Korkenzieher öffnen. Das gilt vor allem für Weißweine. Denn in zahlreichen Verkostungen hat sich gezeigt, dass sich viele Vorurteile gegen einen Schraubverschluss nicht bestätigen ließen. Ein Schrauber tat weder Geschmack noch Lagerfähigkeit von Weinen einen Abbruch. Im Gegenteil: Da der Schraubverschluss, der aus Metall besteht, weniger Sauerstoff durchlässt als ein Korken, altern die Weine langsamer als mit einem Korken, was sich wiederum positiv auf die Lagerfähigkeit auswirkt. Es gibt mittlerweile auch bei uns Weingüter, die selbst ihre Spitzenweine mit einem Schraubverschluss verschließen.
Allerdings ist der Weintrinker auch ein sehr traditionsbewusster Mensch, sodass Weingüter gerade im Rotweinbereich gerne noch Korken verwenden. Nicht zuletzt soll durch den Korken die Wertigkeit der Weine unterstrichen werden. Für viele Genießer gehört das Ploppen beim Öffnen einer Weinflasche einfach dazu – trotz des Risikos, ausgerechnet in einem besonderen Moment eine Flasche erwischt zu haben, die Kork hat. Die Frage nach dem richtigen Weinverschluss ist so mehr zur Glaubens- als zur Geschmacksfrage geworden.